So gut wie jeder hat eine von Demenz betroffene Person im Familien- oder Freundeskreis. Über Demenz zu informieren und aufzuklären, wird zunehmend wichtig und ist doch gleichzeitig eine hochsensible Aufgabe.
Im Kurzinterview erzählt Sylvia Kern, bis 2019 Geschäftsführerin der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg, wie die Kommunikation gelingen kann und warum sie dafür auf Filme von Bär Tiger Wolf setzt.
Liebe Frau Kern, Demenz ist so ein hoch relevantes und brisantes Thema in der Gesellschaft. Warum ist die Kommunikation und „Aufklärungsarbeit“ dafür so besonders sensibel?
Es gibt kaum eine andere Erkrankung, die Menschen so bewegt wie eine Demenz. Die Ängste sind hier ebenso groß wie die Scham, eine Demenzdiagnose öffentlich zu machen. Diese Angst und Scham zu berücksichtigen, ist ein wesentlicher Aspekt unserer Kommunikation, die in zwei Richtungen geht:
Zum einen stehen wir mit verlässlicher Information und Beratung an der Seite der Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen. Zum anderen tragen wir mit unserer Öffentlichkeitsarbeit dazu bei, zu sensibilisieren und ein besseres Verständnis dafür zu schaffen, was Menschen mit Demenz in den verschiedenen Phasen ihrer Erkrankung fühlen, wünschen und brauchen. Denn das Verständnis des Umfelds ist die Voraussetzung dafür, dass Menschen mit Demenz so lange wie möglich nach ihren Vorstellungen leben können.
Was war für Sie der Grund, nicht nur einmal, sondern mehrfach für die Kommunikation auf Film und Bewegtbild zu setzen? Welche Reaktionen bekommen Sie darauf?
Kurze, erklärende Filme reduzieren komplexe Inhalte auf das Wesentliche und schaffen – vorausgesetzt, sie sind gut gemacht! – zusätzlich einen emotionalen Zugang. Mit den bisherigen Filmen, die Bär Tiger Wolf für uns realisiert hat, ist das sehr gut gelungen.
Dabei ist die Aufgabe gerade bei einem so belastenden Thema wie Demenz nicht einfach. Hier kommt es wirklich auf die Details an – Charaktere, Strichführung, Farbschema, Stimme. Alles muss durchdacht und nichts darf dem Zufall überlassen werden.
Wir setzen die Filme bei Informationsveranstaltungen und in Fortbildungen ein und spüren an den Reaktionen, welche positive Wirkung sie entfalten.
Was hat Sie im Entstehungsprozess zur Kampagne persönlich am meisten überrascht?
Dass die Punkte unseres schon fast historischen Unternehmenslogos mit der Kampagne nochmal so aufdrehen können, hätte ich nicht gedacht. Denn der sympathisch-runde Knirps entspringt ja direkt dem Logo der Stadtwerke. Punktlandung!
Herzlichen Dank, Frau Kern!
Sylvia Kern war bis 2019 Geschäftsführer der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg e.V.
Die Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg e.V. – Selbsthilfe Demenz versteht sich als zentrale Anlaufstelle zum Thema Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen im Land und ist Lobby für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen.
Unsere Filme für die Alzheimer-Gesellschaft Baden-Württemberg:
Ein emotionaler Einstieg in das Thema Demenz, der Verständnis weckt und Mut macht.
Zur Woche der Demenz 2019 wurde dieser Film landesweit im Kino gezeigt.
Demenz ist nicht gleichbedeutend mit Alzheimer. Es gibt viele Ursachen für eine Demenz. Deshalb ist eine frühzeitige und differenzierte Diagnose wichtig.
Zu einer Demenz-Diagnose gehört mehr als die Vermutung. Die Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg will mit diesem kurzen Erklärfilm Mut machen, sich nicht mit dem bloßen Verdacht zufrieden zu geben.
Um aus einer Kommune einen Ort zu machen, der Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen integriert und unterstützt, braucht es viele unterschiedliche Akteure.
Menschen mit Demenz leben in ihrer eigenen Wirklichkeit. Dies zu erkennen und zu akzeptieren, fällt schwer. Wer sich bemüht, darauf nicht mit Ärger und Ablehnung zu reagieren, sieht wieder die Gemeinsamkeit, die trotz der Erkrankung noch immer möglich ist.
Wie kann Kommunikation mit Menschen gelingen, die mit einer Demenz leben? Wie dringe ich durch den Nebel?